Nordkirche verabschiedet den Leiter der Stabsstelle Prävention
Am Freitag, den 14. Juni 2024 wurde Rainer Kluck, Leiter der Stabsstelle Prävention in einem festlichen Gottesdienst in der Hamburger Apostelkirche verabschiedet und von seinem Amt entpflichtet.
Nordkirche verabschiedet den Leiter der Stabsstelle Prävention
Präventions- und Interventionsfachmann Rainer Kluck wurde mit einem Festgottesdienst in der Apostelkirche Hamburg-Eimsbüttel vom Amt entpflichtet.
Mehr als ein Jahrzehnt hat Rainer Kluck die Präventions- und Interventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt geprägt - zuletzt zwei Jahre an der Spitze der unabhängigen Stabsstelle Prävention der Nordkirche. Am Freitag, denn 14. Juni wurde seine Arbeit mit in einem feierlichen Gottesdienst in der Apostelkirche Hamburg gewürdigt, den Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck und Vorsitzende des Beirats der Stabsstelle Prävention leitet.
Erfahren in Intervention und Prävention
„Wir haben eine steile Lernkurve gemacht und machen müssen“, erklärte Kluck, der am Tag der Entpflichtung seinen 66. Geburtstag feierte. Das Thema sexualisierte Gewalt sei ihm früh begegnet, als der studierte Religionspädagoge als Verantwortlicher auf einer Jugendreise nach einer Gewalttat reagieren musste. „Mir wurde klar, dass Institutionen über die Prävention hinaus vorab wirksame Mechanismen für den betroffenenorientierten und fachgerechtem Umgang mit sexualisierter Gewalt etablieren müssen.“ Prägend für seine Arbeit als Präventionsbeauftragter ab 2011 in Hamburg war auch der Fallkomplex Ahrensburg, dessen Aufarbeitung er begleitete. Die Nordkirche zog zahlreiche Schlüsse aus dem Unabhängigen Untersuchungsbericht dazu.
Sein Fazit: „Heute scheide ich als Leiter der Stabsstelle Prävention und blicke auf ein Netz von über 30 Personen, die hauptamtlich in Prävention, Meldung, Schutzprozessen und Fortbildung gegen sexualisierte Gewalt arbeiten.“ Die Wirkung eines Präventionsgesetzes von 2018, das vor allem seine Vorgängerin Dr. Alke Arns erarbeitete, die ab 2013 die Koordinierungsstelle Prävention aufbaute, aus der die Stabsstelle Prävention erwuchs.
Ein Fachmann, der Mensch und Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellt
Auch deutschlandweit ist Kluck anerkannt, mit Fachbeiträgen und als Redner, etwa auf der Tagung „Werkstatt Aufarbeitung“ der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im April 2024 in Loccum im Nachgang des Erscheinens der ForuM-Studie, oder auf der letztjährigen Fachtagung des Instituts für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt (IPA) e. V. in Bonn. Gemeinsam mit betroffenen Menschen und kirchlichen Fachkräften war er maßgeblich beteiligt am Podium „Missbrauch beim Namen nennen“ auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg.
„Mit ist es wichtig, den Menschen in den Mittelpunkt meines Denkens und Tuns zu stellen, wenn es um sexualisierte Gewalt geht. Es braucht das immer neue Mit- und Einfühlen in das widerfahrene Leid“, formuliert Kluck seine Überzeugung.
Dass ihm dies gelingt, wird vielfach attestiert. Detlev Zander, Betroffener von sexuellem Missbrauch und heute Sprecher im Beteiligungsforum sexualisierter Gewalt in der EKD dankt Herrn Kluck mit sehr persönlichen Worte für seine professionelle wie prägende Arbeit und fügt hinzu „Sein Handeln hat ganz persönlichen Eindruck bei mir hinterlassen, er hat mich auch in schwierigen Zeiten begleitet.“
Würdigung mit Gottesdienst und Feier
„Wir können Rainer Kluck gar nicht genug danken, wenn wir ihn nun als Leiter der Stabsstelle Prävention verabschieden. Mit seiner klaren Haltung und fachlichen Kompetenz hat er die Präventions- und Interventionsarbeit der Nordkirche seit mehr als einem Jahrzehnt maßgeblich geprägt und gilt heute nicht umsonst als einer der erfahrensten Interventionsspezialisten innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland“, so Bischöfin Kirsten Fehrs. Er habe es immer geschafft, Institutionsvertreter zu sein und sich dabei ohne Wenn und Aber an die Seite der betroffenen Menschen zu stellen – zugewandt, verständnisvoll und mit aufrichtigem Respekt. Dabei habe er die Menschen mit gutem Rat und zugleich mit wohltuender Sachlichkeit begleitet. Mit einem untrüglichen Gespür, wo Mitgefühl und wo Distanz angebracht war.
„Mit seiner integren Art und großen Fachlichkeit hat sich Rainer Kluck tagtäglich mit sexualisierter und damit struktureller Gewalt in der evangelischen Kirche auseinandergesetzt. Und ist inmitten so vieler Unsäglichkeiten trotz allem ein unkaputtbar Hoffender geblieben.“ Sein Hoffnungsmut sei seine Stärke. Das hätte sich nicht zuletzt gezeigt, als er seinen naherückenden Ruhestand zurückgestellt und vor zwei Jahren entschieden hätte, noch einmal durchzustarten und die Leitung der Stabsstelle Prävention zu übernehmen, sagt die Bischöfin. „Und so danke ich für alle Pionierarbeit, die Rainer Kluck gemeinsam auch mit Dr. Alke Arns geleistet hat. Danke sage ich für kluge Handlungsleitfäden, Interventionsstandards, ein flächendeckendes Präventionsnetzwerk, für Schutzkonzeptentwicklung aller Art, für Fachtage und was nicht alles. Mit diesem ganzen Füllhorn voller Dankbarkeit, aber auch mit ein wenig Traurigkeit, dass er jetzt geht, wünsche ich Rainer Kluck von Herzen Segen für all das, was nun vor ihm liegt!“
Der Gottesdienst fand statt mit Beiträgen von Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf, Landesposaunenwart Daniel Rau, und den Kolleginnen der Stabsstelle Prävention – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt. Zu Gast waren Begleiter*innen, Leitende der Nordkirche, Fachkolleg*innen und ebenso betroffene Menschen, die in gutem Kontakt stehen.
In den vielen persönlich an Rainer Kluck gerichteten Grußworten nach dem Gottesdienst wurden seine besonders zugewandter Kontakt, seine unermüdlicher Einsatz für Menschen und das Thema und seine hohe Fachlichkeit gewürdigt.
Ausblick
Die Stabsstelle wird seit 1. Juni 2024 von einer Doppelspitze geführt. Eine Hälfte übernimmt die bisherige Stellvertreterin Katharina Seiler, die seit mehr als einem Jahr auch die Geschäftsführung der Anerkennungskommission inne hat. Die zweite Stelle ist derzeit ausgeschrieben. Themen der Stabsstelle sind neben Prävention und Intervention derzeit der Aufbau der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission im Verbund Nord-Ost mit den Diakonischen Werken und Betroffenenbeteiligung.
Zur Person Rainer Kluck
Rainer Kluck (Jahrgang 1958) wurde in Mönchengladbach geboren. Er studierte Religionspädagogik und Theologie im Rheinland und schloss 1983 als Diplom- Religionspädagoge ab. Seit 2004 ist Rainer Kluck in Hamburg in verschiedenen Funktionen für die evangelische Kirche tätig. 2011 wurde er Präventionsbeauftragter im Kirchenkreis Hamburg-Ost, später im Sprengel Hamburg und Lübeck. Seit 2018 ist er für die Nordkirche für den Schwerpunkt Intervention zuständig, seit 2020 zentraler Meldebeauftragter der Nordkirche. Rainer Kluck ist seit 1984 verheiratet mit einer Diakonin. Er hat zwei erwachsene Söhne und drei Enkelkinder.