Nordkirche: Landessynode diskutiert Umgang mit der ForuM-Studie
Am 22. und 23.02.2024 fand die 20. Tagung der Landessynode der Nordkirche in Lübeck Travemünde statt. Hier wurde unter anderem die Präventionsarbeit und der Umgang mit den Ergebnissen der ForuM-Studie zu Missbrauch in der Evangelischen Kirche breit diskutiert. Rainer Kluck, Leiter der Stabsstelle Prävention (SSP) zog in seinem Abschlussbericht ein Resümee aus 12 Jahren Aufbau von Präventions- und Interventionsarbeit. Er zeigte deutlich kommende Aufgaben auf.
Die aktuelle Tagung der Landessynode, des Kirchenparlaments der Nordkirche, ist am Freitagabend zu Ende gegangen. Im Besonderen beschäftigte sich die Synode aus demokratisch gewählten Vertreter*innen mit den Ergebnissen der ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie Deutschland.
Rainer Kluck, Leiter der Stabsstelle Prävention – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt hielt einen Abschlussbericht, da er Ende Juni 2024 den Ruhestand antritt. In seinem Bericht zog er ein Resümee des Aufbaus und der festen Etablierung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen der Nordkirche. Diese begannen im Jahr 2012, als mit der Anerkennungskommission (gegründet, bis 2022 unter dem Namen Unterstützungsleistungkommission) das erste Gremium, das sich dem Umgang, der Unterstützung und Verantwortungsübernahme für das Leid von Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Nordkirche befasste.
Weitere Eckpunkte des entschiedenen Einsatzes für den Umgang mit und der Abwehr Sexualisierter Gewalt sind das 2018 von der Synode verabschiedete Präventionsgesetz, das Strukturen, Stellen und Aufgaben für die Prävention und Intervention festschreibt. Unter anderem würdigte Rainer Kluck als Tatsachen:
- Stand heute arbeiten 30 Personen in der Nordkirche am Thema Prävention und Intervention: Das 10-köpfige Team der Stabsstelle Prävention, jeweils die Präventions- und Meldebeauftragten in 13 Kirchenkreisen, in den Hauptbereichen und den drei Diakonischen Werken, flankiert von für das Thema verantwortliche Pröpsten und Leitenden.
- Alle Pastor*innen der Nordkirche müssen sich mit einer Selbstverpflichtungserklärung zum Thema Sexualisierter Gewalt auseinandersetzen. Darin sind Standards und Handlungsweisen fest- und vorgeschrieben.
- Es gelten ein gesetzliches Abstands- und ein Abstinenzgebot, die sexuelle Kontakte verbieten und zu einer professionellen Wahrung von Distanz und Nähe verpflichten.
- Mehr als Dreiviertel aller Pastor*innen der Nordkirche haben bereits eine Basisfortbildung Sexualisierte Gewalt absolviert. Die Teilnahme ist verpflichtend. Noch offene Fortbildungen folgen.
Die neuen Erkenntnissen der ForuM-Studie nannte Rainer Kluck einen wertvollen Schatz für den verbesserten Umgang mit Risikofaktoren. Er erinnerte deutlich daran, wie wertvoll das Wissen und der Einbezug Betroffener ist, sowohl für die ForuM-Studie, aber auch für Aufarbeitung und Verbesserung der Prävention sexualisierter Gewalt und den verbesserten Umfang mit Aufarbeitung und dem besseren Umgang und Rechte für Betroffene generell.
Zugleich wurden durch Rainer Kluck sowie in der anschließenden, breit geführten Diskussion klare Ziele genannt für Maßnahmen, die nun folgen müssen.
- Evaluation und Verbesserung des Präventionsgesetzes, auch auf Basis der Empfehlungen der ForuM-Studie
- Verstärkung der Evaluation der Schutzkonzeptarbeit
- Stärkung von Leitung und strukturelle Klarheit für das Thema Sexualisierte Gewalt, für Prävention und Intervention
- Verbreitung der Interventionsarbeit durch Beratungsstäbe, die momentan in 9 der 13 Kirchenkreisen etabliert sind. Termine sind bereits geplant.
Rainer Kluck wurde von der Synode mit stehendem Applaus verabschiedet. Kirsten Fehrs, Bischöfin in Sprengel Hamburg/Lübeck, derzeit Ratsvorsitzende der EKD würdigte Rainer KLuck – hier in ihrer Rolle als Vertreterin des Beirats der unabhängigen Stabsstelle – seine einzigartige Arbeit und Expertise und die langjährige gemeinsamen Einsatz gegen sexualisierte Gewalt außerordentlich.
Sie finden den Abschlussbericht von Rainer Kluck für die Synode auf der Seite der Synode.
Dies ist der Link zum Portal der Synode.
Die Stabsstelle Prävention war ebenfalls mit einem Stand und mehreren Kolleginnen präsent. Unter anderem führten die Stellvertretende Leiterin Katharina Seiler, die Referentinnen für Prävention Christina Witz und Christina Bornhöft sowie die Referentin für Intervention Katrin Jeremias viele Gespräche zur Studie und zur Präventions- und Schutzkonzeptarbeit der Nordkirche.
Hier finden Sie die Pressemeldung zum Themenkomplex Sexualisierte Gewalt auf der Synode unter dem Titel: Landessynode diskutiert Schlussfolgerungen aus ForuM-Studie.
Eindrücklich fielen die klaren Worte der Verantwortungsübernahme und Entschuldigung für Betroffene Sexualisierter Gewalt aus, die Bischöfin Nora Steen (Sprengel Schleswig-Holstein) im Gottesdienst in der St. Lorenz Kirche Travemünde zum Start der Synode sprach.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt bezog mit biblischem Bezug zum Synodenstart deutlich Stellung. Sie fordert einen Kulturwandel. Hier ein Auszug aus Ihrer Rede, mehr dazu finden Sie in der oben verlinkten Pressemeldung:
"Die Würde von Menschen - in der Bibel gegründet in der Beschreibung des Menschen als Gottes Ebenbild - wird fundamental verletzt, wenn Menschen körperliche oder seelische Gewalt angetan wird. Wo das geschieht, wird zugleich in eklatanter Weise eine fundamentale Überzeugung unseres christlichen Glaubens verraten, ja mit Füßen getreten und verleugnet.
Es trifft uns alle, es trifft uns als Kirche deshalb ins Mark, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene genau das im Raum unserer Kirche erlebt haben - dass ihnen körperlich und seelisch schweres Leid zugefügt wurde, dass sie sexualisierte Gewalt und tiefes Unrecht erlitten haben, dass ihre Würde verletzt wurde."
Alle weiteren Beschlüsse und Diskussionen können Sie im Synoden-Journal auf nordkirche.de nachlesen.