29.09.2024

Stabsstelle Prävention: Filmpremiere von "Die Kinder aus Korntal" mit Gästen in Hamburg

Am Sonntag, den 29. Oktober fand im Hamburger Abaton-Kino eine besondere Premiere statt: Gezeigt wurde der Dokumentarfilm "Die Kinder aus Korntal", mit Protagonist Detlev Zander und Regisseurin Julia Charakter. Der Film dokumentiert den Missbrauchsskandal in Korntal - ein Lehrstück für den unzureichendem Umgang mit Taten und Betroffenen.

Filmpremiere mit Podium von "Die Kinder aus Korntal"

Wie überlebt man das, eine Kindheit, ausgeliefert umfassender körperlicher als auch sexualisierter Gewalt, im Kinderheim? Betroffen davon waren über 150 Kinder in Heimen der evangelisch-pietistischen Gemeinde in Korntal in den 50er bis 80er Jahren. Schutz und Hilfe für die Schutzbefohlenen, vielfach Waisenkinder, gab es nicht. Kirche, Diakonie, Jugendämter und die Gemeinde schauten weg. Dafür dauern die Zumutungen und Folgen für Betroffene bis heute an. Eine erste Aufarbeitung identifizierte 150 betroffene Personen und 80 Täter und Täterinnen.

Davon erzählt, so eindrucksvoll wie respektvoll, der preisgekrönte Film "Die Kinder aus Korntal" von Regisseurin Julia Charakter, der am Sonntag, den 29. September im Hamburger Abaton-Kino gezeigt wurde.

Der Filmvorstellung folgte ein Podiumsgespräch mit einer intensiven und kritischen Diskussion mit vielen Fragen der rund 50 Zuschauer*innen im Kino. Eindrucksvoll waren die eindringlichen Schilderungen und Beiträge von Film-Protagonist und Betroffenem Detlev Zander, der zugleich aktiv ist als Sprecher der Betrroffenenvertretung im Beteiligungsforum der EKD. Für das Filmteam sprachen Regisseurin und Drehbuchautorin Julia Charakter sowie der Bildgestalter und Editor Jonas Eckert. Von der Stabsstelle Prävention - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der Nordkirche war Leiterin Katharina Seiler eingeladen.

Das Gespräch stand zuerst im Zeichen des Respektes für die Betroffenen und Überlebenden der Gewalt. Manche, wie die sechs Protagonisten des Films, ehemalige Heimkinder, kämpfen stellvertretend mutig schon seit vielen Jahren für Sichtbarkeit, Würde und Gerechtigkeit für die vielen Betroffenen. Das beeindruckt. Zugleich zeigt der Film, wie nicht nur vor Jahrzehnten, sondern bis heute  von Vertretern und Mitgliedern der Gemeinde und Diakonie weggeschaut wird, relativiert, gezweifelt an Aussagen der Menschen, die die Gewalt selbst erlebt haben. Das ist schwer auszuhalten. An entsprechenden Stellen im Film wurde Unmut und emotionale Betroffenheit der Zuschauer laut.

Dennoch macht der Film Mut: er schaut genau hin und macht aufmerksam. Er gehört in eine breite Öffentlichkeit, denn er trägt dazu bei, eine klarere Haltung zu entwickeln, hinzuschauen, zuzuhören und aktiv gegen sexualisierte Gewalt einzutreten. Die Aufarbeitung ist nicht zuende.

Weitere Vorführungen in Institutionen möglich

Die Stabsstelle setzt sich für die Verbreitung des Filmes ein. Wird eine Vorführung im Bereich der Nordkirche geplant und wir sind involviert, so wird sie auf den Seiten der Stabsstelle Prävention zu finden sein.
Für besondere eigene Vorführungen in Einrichtungen oder für Veranstaltungen kann die Adresse presse[at]salzgeber.de kontaktiert werden.

 

Detlev Zander, Protagonist im Film "Wir Kinder aus Korntal" und die Filmregisseurin Julia Charakter vor dem Plakat des Films am Hamburger Abaton-Kino.
Premiere mit Gästen: Detlev Zander, Protagonist im Film "Wir Kinder aus Korntal" und die Filmregisseurin Julia Charakter vor dem Plakat des Films am Hamburger Abaton-Kino.